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Dr. med. Peter L. Reichertz - Professor für Medizinische Informatik - ist am 6. August 1987 gestorben.

Er wird eine Lücke hinterlassen, die nicht geschlossen werden kann. Sein Engagement und seine Begabung waren so vielseitig, daß es nicht leichtfällt, die wichtigsten Erfolge zu nennen. Er hat sich um die Medizinische Informatik verdient gemacht. Dieser Satz sagt alles, aber doch wiederum gar nichts.

Als einer seiner Schüler möchte ich versuchen, einige Punkte aus seinem Leben hervorzuheben. So kurz nach dieser traurigen Nachricht ist der Schmerz ziemlich groß, und es fällt mir schwer, die Gedanken zu ordnen.

Peter Reichertz hat mich am meisten beeindruckt durch seine Gabe, sich in die unterschiedlichsten Fächer schnell und umfassend einzuarbeiten, die wesentlichen Dinge zu erkennen und dann ein geschätzter Ratgeber und Diskussionspartner zu sein. Diese Vielseitigkeit zeigte sich schon während der Studienzeit. Er studierte Physik, Mathematik und Medizin in Göttingen, Köln, Genf, München und Bonn, wo er seine ersten FORTRAN-Programmierkenntnisse von Petri bekam. Er habilitierte sich in Innerer Medizin, seine hauptsächliche wissenschaftliche Tätigkeit in dieser Zeit lag auf dem Gebiet der Kardiologie.

Die Erfahrungen in der Praxis und die sich abzeichnenden Möglichkeiten der Datenverarbeitung haben ihn von der Wichtigkeit der Informatik in der Medizin überzeugt und ihn zu einem Pionier der Medizinischen Informatik gemacht. Sein Weg führte ihn in der Zeit von 1966 bis 1969 nach USA an die Universität von Texas und an die Universität von Missouri. Dort leitete Peter Reichertz die radiologische Computerforschung war verantwortlich in einem Projekt zur Erstellung eines medizinischen Informationssystems im Krankenhaus tätig und war Direktor eines allgemeinen Universitätsrechenzentrums.

1969 kam er zurück nach Deutschland und übernahm das Institut für Medizinische Informatik an der Medizinischen Hochschule Hannover, das er von Grund auf gestaltete. Von da ab war Hannover einer der Mittelpunkte der Medizinischen Informatik, national und international. Peter Reichertz Bestreben war, die Medizinische Informatik eng an die Kerninformatik anzulehnen bzw. Verständnis für die Probleme und Möglichkeiten des jeweils anderen Fachgebiets zu wecken und eine Diskussion in Gang zu bringen. Die Mittel dazu waren gemeinsame Tagungen mit der Gesellschaft für Informatik und der GMDS bis hin zu einem Advanced Course in Medical Informatics. Äußeres Zeichen ist das von ihm mit initiierte Zertifikat 'Medizinischer Informatiker', das gemeinsam von der GMDS und der GI vergeben wird.

Er war 1976/1977 Präsident der GMDS, Mitbegründer der IMIA (International Medical Informatics Association) und der EFMI (European Federation for Medical Informatics), deren erster Präsident Peter Reichertz 1978/1981 war. Seine Arbeit auf internationaler Ebene hat den Begriff 'Medical Informatics' und seinen Inhalt wesentlich geprägt. Dabei galt sein Bestreben immer der Zusammenarbeit und Diskussion. Sein Rat war gefragt, sein Urteil akzeptiert. Dabei kam ihm zweifelsfrei ein weiteres Talent zu Hilfe, seine Sprachbegabung. Englisch war seine zweite Muttersprache, französisch sprach er genauso gut und, zum Beispiel japanisch lernte er nebenbei auf seiner Fahrt zur Vorlesung an der Universität Braunschweig im Fachbereich Informatik. Außerdem hat er sich auch noch um die Luftfahrtmedizin verdient gemacht. Am Rande erwähnt, er hatte natürlich den Pilotenschein zur Passagierbeförderung.

Peter Reichertz Name steht synonym für Medizinische Informatik in Forschung, Lehre und Beruf. So war es logisch, nach der Etablierung der wissenschaftlichen auch die berufsmäßige Anerkennung unseres Fachgebiets voranzutreiben. Trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen hat er unseren Berufsverband mitgegründet und als erster Präsident wichtige Arbeit geleistet.

Wir schulden ihm Dank. Wir werden ihn vermissen.

Rolf Engelbrecht

(Aus BVMI Info 8, 1987, 3-4)


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